Streitschlichter-/Mediatorensausbildung

Bei der Streitschlichtung von Schülern, durch Schüler und für Schüler geht darum, dass Schüler in erster Linie lernen, die Lösungen ihrer Konflikte selbst in die Hand zu nehmen. Sehr oft landet eine Streitigkeit unter Schülern beim Klassenlehrer oder beim Schulleiter. Im Schulalltag muss dann situativ und meist aus dem Stehgreif heraus gehandelt werden. Irgendwo warten z. B. 30 Schüler/innen auf Unterricht oder eine Besprechung darf nicht versäumt werden.

Zurück bleibt dabei häufig der Eindruck, dass mehr Zeit nötig gewesen wäre, um in Ruhe alle beteiligten Parteien anzuhören, um so vielleicht zu erfahren, wie es zu dem Streit kam. Den im seltensten Fall hat nur eine Konfliktpartei alleine alle Anteile zu dem Konflikt beigesteuert. Unbefriedigende Ergebnisse, die sich aus „Regelungen zwischen Tür und Angel“ ergaben, führen nicht selten dazu, dass Schüler und Lehrer mit einem schlechten Gefühl aus dem Konflikt herausgehen.

Aus dieser Situation des alltäglichen Schullebens heraus haben sich Überlegungen ergeben, wie Schüler mehr Verantwortung erhalten könnten, um a) ihre Konflikte selbst zu lösen, b) die Lehrkräfte zu entlasten und c) durch eine gründlichere und persönlichere Auseinandersetzung mit dem Streitfall zu einem für alle Konfliktparteien akzeptablen Ergebnis zu gelangen.

Zu diesem Zweck ist bei uns im vergangen Schuljahr die Ausbildung von Schüler/innen zu Mediatoren/Streitschlichtern wieder begonnen worden.

Schüler/innen der EF (früher Jahrgangsstufe 11) nehmen an dieser Ausbildung beginnend in der Klasse 9 unter der Anleitung von Frau Holdinghausen, Frau Liesegang und Herrn Petri teil. Seit den Herbstferien des Schuljahres 2014/15 sind sie als Streitschlichter für Mitschüler aus der Unterstufe aktiv.

streitschlichtung-2Dies sieht in der praktischen Umsetzung so aus, dass Schüler/innen, vornehmlich aus den Klassen 5 und 6, die eine Streitigkeit miteinander haben, durch die die Atmosphäre in der gesamten Klasse empfindlich gestört wird, mit ihrem Problem zu den Streitschlichtern kommen. Wichtig ist dabei, dass der Entschluss die Streitschlichtung aufzusuchen nicht von einer Lehrperson angeordnet werden darf, da ansonsten hier lediglich eine Verschiebung der Verantwortlichkeiten vom Lehrer auf die Streitschlichter stattfinden würde. Der Entschluss die Streitschlichter aufzusuchen muss von den Konfliktpartnern selbst ausgehen. In der eigentlichen Schlichtung ist es dann jedoch nicht so, dass die Unterstufenschüler von „mehr oder minder selbst ernannten Schülervollzugsbe­amten“ eine Be- und im negativsten Fall Verurteilung ihres Verhaltens erfahren, sondern unter der beratenden und moderierenden Anleitung der ausgebildeten Mediatoren gelangen die Konfliktpartner eigenständig zu einer Lösung ihres Konfliktes.

Um einen solchen Verlauf einer Schlichtung zu gewährleisten ist es notwendig, dass die Schüler/innen, die sich zu Mediatoren ausbilden lassen, in verschiedenen Bereichen der Konfliktbewältigung, der Empathie und der Gesprächsführung und –moderation geschult werden. Diese Schulung erfolgt immer im zweiten Halbjahr eines laufenden Schuljahres für den im nächsten Schuljahr aktiv werdenden Mediatorenjahrgang. Das heißt: der nächste Ausbildungsdurchgang für Schüler/innen der Klasse 9 beginnt mit Beginn des zweiten Halbjahres.

Außerdem erhalten die Schüler/innen und des aktiven Mediatorenjahrgangs einerseits Beratung und Rückmeldung über ihre Tätigkeit durch die sie betreuenden Lehrer, andererseits dienen sie mit ihren im aktiven Einsatz erworbenen Erfahrungen dem nächsten Mediatorenjahrgang als kompetente Gesprächspartner innerhalb der Ausbildung.

Daraus ergibt sich sowohl für streitende Unterstufenschüler, wie auch für sich ausbilden lassende Schüler der Klasse 9, wie auch für die Lehrerschaft der Schule folgende Vorteile:

  • Schüler schlichten Streit unter Ihresgleichen, soweit er den Erziehungsprozess stört.
  • Schüler entwickeln einen ausgeprägteren Sinn für Kooperation und die Schulgemeinschaft.
  • Das Schulklima wird verbessert, indem Spannungen und Feindseligkeiten abgebaut werden.
  • Führungseigenschaften werden durch Übertragen von Verantwortung und stärkere Schülerbeteiligung gefördert.
  • Kommunikation, kritisches Denken und soziale Fertigkeiten für das Leben werden gefördert.
  • Die Schüler-Schüler-Beziehungen sowie die Schüler-Lehrer-Beziehung werden entlastet und somit verbessert.
  • Die Selbstachtung der Schüler, die eigenverantwortlich ihre Konflikte lösen können, wird gefördert.

Als vorläufiges Fazit aus der Ausbildung und dem Einsatz von Schüler/innen der EF als Mediatoren lässt sich formulieren, dass die Arbeit der Streitschlichter mehr und mehr von den Schüler/innen der Unterstufe in Anspruch genommen wird und dass die Schüler/innen, die als Mediatoren arbeiten, sowohl die Ausbildung wie auch bislang die konkrete Arbeit als Streitschlichter/Mediatoren als gewinnbringend und äußerst lehrreich im Hinblick auf den Umgang mit der ihnen übertragenen Verantwortung erfahren haben. Das bestärkt uns darin, die Arbeit der Streitschlichtung noch stärker an unserer Schule zu etablieren und noch mehr in den allgemeinen Fokus der Schulgemeinde zu rücken.