Am 4. Juli 2017 unternahmen 20 religiös interessierte Schüler/innen aus der Oberstufe eine Exkursion in die Synagoge Köln.
Nach einem kurzen Abstecher in die evangelische Antoniterkirche in der Schildergasse mit dem „Barlach-Engel“ (Skulptur „der Schwebende“ des Bildhauers Ernst Barlach von 1926/27, einem Mahnmal zum Gedenken für die Opfer des Krieges) hatten alle Teilnehmer zunächst Gelegenheit, sich ein wenig zu stärken und etwas Freizeit zu genießen.
Am frühen Nachmittag wurden uns von Herrn Günther, einem Mitarbeiter der Kölner Synagogengemeinde, die Räumlichkeiten in der Roonstraße gezeigt und die religiösen Bräuche in der etwa 5000 Mitglieder zählenden Kölner Gemeinde näher erläutert.
Bevor wir den großen Versammlungsraum der Synagoge erreichten, durchquerten wir einen Bereich, der uns innehalten ließ, da er dem Gedenken an die in der Schoah getöteten Juden gewidmet war.
Anschließend nahmen wir alle im großen Versammlungsraum Platz, auch die weiblichen Gruppenmitglieder. Wir erfuhren, dass die Frauen während des Gottesdienstes nicht mit den Männern gemeinsam im unteren Bereich zusammensitzen, sondern auf dem Balkon Platz nehmen. Auch richte sich der Gottesdienstbeginn ausschließlich nach der Anwesenheit von mindestens 10 erwachsenen Männern (selbst 220 anwesende Frauen würden nicht für den Gottesdienstbeginn ausreichen).
Anschaulich wurde uns gezeigt und erklärt, wie ein Gebetstuch, -riemen und –kapsel angelegt werden. Auch eine kostbare Tora-Rolle, eine Handschrift, konnten wir bewundern.
Der Vortrag war informativ und herausfordernd zugleich, was an der lockeren, selbstironischen, teilweise provozierenden, doch sehr persönlichen und authentischen Art des Vortragenden lag. So ergab sich rasch ein guter Dialog über grundlegende theologische Ansichten und Fragestellungen.
Diskussionsanlässe boten neben der Rolle der Frau, die Bedeutung Jesu als Messias sowie die 613 Gebote und Verbote, vor allem die Regeln, die den Sabbat betreffen: Dass am Sabbat ein Handynutzungsverbot besteht, nicht gekocht, ja kein Strom angeschaltet werden darf, traf bei uns Besuchern auf große Irritation. Auch über die Speisevorschriften wurde lange diskutiert. Wir wissen nun, dass zum Beispiel ein Gericht wie „Lasagne“ tabu ist, da Milch und Fleisch nicht gemeinsam gegessen werden darf. Doch erfuhren wir auch interessantes „Insiderwissen“: Wenn man die Mahlzeit mit dem „milchigen“ Dessert beginnt, sich dann die Zähne putzt oder einen Apfel ist, kann danach ohne Weiteres das Fleischgericht eingenommen werden. Im umgekehrten Fall müsste man hingegen mehrere Stunden warten.
Im Anschluss an die Führung und Diskussion hatten alle Teilnehmenden noch kurz Gelegenheit, ein wenig Freizeit zu genießen, bevor es dann, leider mit etwa einstündiger Verspätung der Bahn, zurück nach Siegen ging.