SIEGEN US-Generalkonsul Michael R. Keller war gestern zu Besuch in Siegen
Nach dem Schulbesuch im Löhrtor-Gymnasium folgte ein Treffen mit Mitgliedern des Rotary-Clubs Siegen.
kalle ◼ Es war die dritte Frage, die gestern in der Aula des Löhrtor-Gymnasiums von einem Schüler an Michael R. Keller, seit August 2015 US-Generalkonsul in Düsseldorf, gestellt wurde: Was sage er denn zu US-Präsident Donald Trump?
In der heiklen Angelegenheit ließ sich der eloquente Diplomat nicht aufs Glatteis führen, er vertrete hier in Deutschland die Vereinigten Staaten von Amerika. Locker ließ er die Frage an sich abtropfen. Doch ganz so unpolitisch ging es gestern doch nicht zu. Bei der Auflistung der US-Präsidenten von Bush bis Obama sagte er zum Schluss seiner Aufzählung, an den aktuellen Präsidenten könne er sich im Moment nicht erinnern.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Schulleiter Dr. Reiner Berg und Siegens Bürgermeister Steffen Mues berichtete der dreifache Familienvater von den engen Kontakten zwischen den USA und Nordrhein-Westfalen. Immerhin seien, so Keller weiter, 1700 Unternehmen aus den USA in NRW aktiv, die über 100 000 Arbeitsplätze bereitstellten.
Moderiert wurde das Gespräch von den Löhrtor-Schülerinnen Johanna Müller, Mona Gazi und Ronja Müller-Späth. Persönlich wurde es, als sich der Diplomat den 300 Schülern vorstellte. Keller erinnerte an seine familiären Wurzeln, die in Frankfurt und dem Sudetenland lägen. Er erzählte von der Schulzeit in München, wo er häufig die Schule geschwänzt habe. Das gab Gelächter und Beifall zugleich. Auch ernste Themen kamen zur Sprache, etwa der Umweltschutz in den USA, die Situation in Nordkorea oder der Rassismus in den Vereinigten Staaten.
Der Besuch des Löhrtor-Gymnasiums, der von der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegerland-Wittgenstein mit initiiert worden war, gehört zu einem US-Projekt, in dem Amerikaner im Dialog mit deutschen Jugendlichen über die USA einen Austausch führen wollen. Für Schulleiter Dr. Reiner Berg war es eine gelungene Veranstaltung, die die USA auch von einer anderen Seite beleuchtet.
Beim späteren Treffen mit den Rotariern im Haus der Siegerländer Wirtschaft ging es eher um wirtschaftliche Themen, die bei einem Mittagslunch besprochen wurden. Das große Interesse an den aktuellen Beziehungen zu den USA, aber auch die Verunsicherung über die Politik von US-Präsident Trump spiegelten sich in der lebhaften und äußerst offenen Diskussionsrunde wider.
Dabei drückten Rotary-Präsident Dr. Frank M. Lösser und Pastpräsident Arnold Vetter den eindringlichen Wunsch aus, dass die vielen kulturellen, politischen, historischen und wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten die Basis bildeten für eine weiterhin partnerschaftliche Zukunft. Neben vielfältigen außenpolitischen Aspekten schilderte Konsul Keller die innenpolitischen Strömungen, die das Wahlverhalten in den USA stark beeinflussten. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden internationalen Spannungen und den damit verbundenen Herausforderungen für die westliche Welt sehe Generalkonsul Keller die Notwendigkeit, dass Europa und die USA wieder näher zusammenrückten.
Bereits kommende Woche ist der US-Generalkonsul erneut in Siegen, am 25. Oktober nimmt er bei der IHK Siegen am „Wirtschaftstag USA” teil.