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Große Auszeichnungsfeier im Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung
SIEGEN. 32 Schulen aus dem Regierungsbezirk Arnsberg erhielten im Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung des Kreises Siegen Wittgenstein die Auszeichnung als Schule der Zukunft. Zusätzlich wurden zwei Netzwerke, also Zusammenschlüsse außerschulischer ‚Akteurinnen und Akteure, Schulen und Kitas, als Netzwerke der Zukunft ausgezeichnet. In einer großen Auszeichnungsfeier ehrte Staatssekretär Dr. Urban Mauer (Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen) 32 Schulen und zwei Netzwerke des Regierungsbezirks Arnsberg. Verliehen wurden Urkunde, sowie Hausschild und Fahne, um das Engagement der Beteiligten für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) öffentlich darzustellen und zu würdigen.
In einer Präsentation stellten sie ihre konkrete BNE-Arbeit vor. Im Anschluss konnten sich Gäste und Teilnehmende auf dem BNE-Kreativmarkt umfassend über die Möglichkeiten informieren, wie ich Bildung für nachhaltige Entwicklung und Schulalltag miteinander vereinbaren lassen. „Die ausgezeichneten Schulen der Zukunft 2024 aus dem Regierungsbezirk Arnsberg zeigen, dass „die gesellschaftlichen und schulischen Themen wie Inklusion, Digitalisierung und Demokratiebildung ebenso zu BNE gehören wie Klima-, Arten- und Ressourcenschutz. Mit ihrem großen Einsatz beweisen die Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte schulische Personal, wie selbstverständlich und spannend sich sowohl soziales Engagement gegen Diskriminierung als auch Ideen und Maßnahmen zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen in den schulischen Alltag integrieren lassen“, so Dr. Urban Mauer über das Engagement der Schulen.
Im Zentrum der Feierlichkeiten standen die beteiligten Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Landesprogramms „Schule der Zukunft“. Sie haben sich intensiv mit den einzelnen (ökologischen, ökonomischen, sozialen, politischen sowie kulturellen) Aspekten nachhaltiger Entwicklung auseinandergesetzt. Ihre beispielhafte Arbeit für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung wird durch die Auszeichnung als Schule der Zukunft gewürdigt. Eröffnet wurde die Feier durch die Bläserklasse des Jahrgangs 10 der Sekundarschule Burbach-Neunkirchen. Aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein ausgezeichnet wurden das Gymnasium Am Löhrtor in Siegen, die Sekundarschule Burbach-Neunkirchen, das Gymnasium Netphen, das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung und die Klimawelten Hilchenbach. Die Sekundarschule Burbach-Neunkirchen hat sich mit Artenvielfalt und Klimaschutz befasst, arbeitet mit dem Weltladen Neunkirchen zusammen, fördert „Upcycling statt Mülltonne“ und Recycling durch das Einrichten von Sammelstellen, Tauschregalen und Basaren. Das Gymnasium Netphen gestaltet viele unterschiedliche BNE-Projekte im AG-Band „Leben. Lernen“, im Unterricht und an unterschiedlichen Projekttagen: vom neu angelegten und stetig weiter wachsenden Schulgarten bis zur eigenen Seifenherstellung und zu Kunstprojekten. Seit vielen Jahren entwickelt die Realschule Am Oberen Schloss in Siegen ein aufblühendes Gartennetzwerk, das sich zu einem fächerübergreifenden, grünen Klassenzimmer entwickelt hat. In Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und dem Kollegium werden rund 30 Lehrstationen im Schulgarten betreut und gepflegt, darunter auch eine eigene Schulimkerei mit zehn Wirtschaftsvölkern.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) bildet das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung im Unterricht und Schulleben ab, sie sind für alle gut sichtbar im Modern-Grafitti-Style auf dem Pausenhof verewigt. Als Fairtrade-School unterstützt das Kolleg den fairen Handel mit Produkten, die im Schülerladen WannaBuy verkauft werden. Aus alten Landkarten werden Mäppchen genäht, in der Blauen Tonne Jeans fürs Recycling gesammelt. Am Europatag finden Kleidertauschpartys und Modenschauen statt. Die Klimawelten haben ein vielfältiges BNE-Veranstaltungsprogramm für unterschiedliche Zielgruppen von der Kita bis zur Erwachsenenbildung.
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Die Stadt Siegen blickt in diesem Jahr auf eine 800-jährige Geschichte zurück. Auf immerhin die Hälfte dieser beeindruckenden Zeitspanne kommt die Schülerzeitungstradition am ältesten Gymnasium der Stadt am Löhrtor – ein aktuelles Projekt passt deshalb nur zu gut ins Bild.
Von Jan Schäfer
SIEGEN. Das gedruckte Wort ist nach wie vor angesagt am ältesten Gymnasium des Siegerlandes. Mit der Neubelebung der „Kleinen Freiheit“ gehört die Schülerzeitung des Gymnasiums am Löhrtor (GaL) wieder zum guten Ton. Und den möchten die Macher jetzt auch zum großen Stadtjubiläum anstimmen.
Die Tradition von Schülerzeitungen an diesem Gymnasium ist beachtlich. Vier Jahrhunderte geht sie bereits zurück - andere Schulen im Umkreis werden das wohl nie aufholen können. Dass die gedruckten Worte auch am Löhrtor nicht durchgehend und regelmäßig erschienen sind, liegt auf der Hand: Es müssen schon die richtigen Macher am Werk sein, damit eine Begleitung des Schulalltags in Wort und Bild gelingt. Permanenter Wechsel an Schülergenerationen macht das nicht leicht. Mal läuft’s, mal wieder nicht.
Derzeit haben sich am GaL offenbar wieder die Richtigen gefunden: die Macher, die schreibbegeisterten Chronisten, die das Schulleben abbilden, kommentieren und inspirieren möchten. Die „Kleine Freiheit“ hat sich gerade wieder zu einer festen Institution entwickelt. Nicht die digitale Transformation brachte dabei den Durchbruch. Die in Corona-Zeiten an den Start gebrachte Online-Version der Schülerzeitung floppte. Erst mit der Rückbesinnung auf das Printprodukt kam wieder Schwung auf - wenn auch nicht sofort.
Von der ersten Redaktion, die vor anderthalb Jahren das Comeback der gedruckten Schülerzeitung verantwortete, sind nicht mehr viele übriggeblieben. Lukas Töpfer gehörte bereits damals dazu. Der heutige Chefredakteur blickt durchaus kritisch zurück auf diese Anfangszeit, in der längst nicht alles rund lief. Große Ambitionen gab es durchaus, beim ersten Heft der Wiederauflage aber habe man sich „maßlos verkalkuliert“. Themensetzung und Layout hätten sich als Flop erwiesen, die Zeitung sei zu „ernst“ gewesen.
Inzwischen hat sich ein munteres Dutzend von Schülern gefunden, das als neue Redaktion alte Strukturen über Bord geworfen hat. Die Aufgaben wurden anders verteilt, Hierarchien aufgebrochen, der Austausch untereinander gestärkt, Teamwork zur Maxime. „Die Redaktion ist jetzt demokratischer“, beschreibt Betreuungslehrerin Monika Liesegang die jetzige Ausrichtung. „Wir machen eine Zeitung von Schülern für Schüler“, sagt Lukas Töpfer. Nicht nur die feste Redaktion macht mit, jeder Schüler und jede Schülerin hat die Möglichkeit, Beiträge zu liefern. Berichte, Gedichte, Urlaubserinnerungen, Denkanstöße - die Textformen sind vielseitig. Auch beim Layout habend die Jungjournalisten dazugelernt.
Klare Worte bleiben dabei nicht aus, wenn nötig, wird auch schon einmal ein Finger in die Wunde gelegt – so wie in der jüngsten Ausgabe, in der ein Schüler mit afrikanischen Wurzeln das Thema Rassismus an der Schule durchaus kritisch anspricht.
Das Jubiläum der Stadt Siegen ist der „Kleinen Freiheit“ nun einen besonderen Beitrag wert: Das Team möchte eine etwa 60-seitige Sonderausgabe zum 800-Jährigen herausbringen. Nicht vom Löhrtor allein, sondern als richtige „Stadtschülerzeitung”.
„Von Schülern für Siegen“ lautet das Motto. Das Extrablatt soll von Schülern aus dem gesamten Stadtgebiet mitgestaltet werden und eine „andere Perspektive“ auf die Stadt werfen.
Alle Schulen der Stadt wurden dazu eingeladen, ihre Mitarbeit zugesagt haben zehn – darunter auch vier Grundschulen. Zum Stadtfest (30. August bis 1. September) soll die namentlich noch nicht festgelegte Zeitung mit einer geplanten Auflage von 1000 Stück an einem eigenen Stand verkauft werden.
Langeweile dürfte so schnell nicht aufkommen in der Redaktion der „Kleinen Freiheit“. Ganz „nebenbei“ muss schließlich auch die nächste Ausgabe des eigenen Blatts auf die Beine gestellt werden. Und Nachwuchs, der muss auch her. Die „Freiheit“ soll schließlich noch lange leben.
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SIEGEN Schüler des ältesten Siegerländer Gymnasiums halten eine besondere Tradition am Leben
Die „Kleine Freiheit“ und ihre Vorgänger gibt es bereits seit Jahrhunderten.
js ◼ Alle Achtung. Wenn die Siegener Zeitung im Januar auf ihr 200-jähriges Bestehen zurückblickt, kann sich das mehr als sehen lassen. In ihrer Nachbarschaft aber, nur einen Steinwurf vom Verlagsgebäude entfernt, könnte man darüber eigentlich müde lächeln: Das Gymnasium am Löhrtor (GaL), das älteste im Siegerland, kann inzwischen auf vier Jahrhunderte Schülerzeitungstradition zurückblicken. Und die lebt gerade wieder richtig auf.
Dabei ist das, was bei zahlreichen Schülergenerationen zum guten Ton gehörte, keine Selbstverständlichkeit mehr: Schüler, die Zeitung machen, die das Schulleben in Wort und Bild begleiten und sich auch schon mal die eine oder andere Spitze gegen ihre Lehrer nicht verkneifen können - die finden sich bei Weitem nicht an jeder Schule. Am Löhrtor-Gymnasium soll die jahrhundertelange Geschichte indes noch lange nicht vorbei sein. Entschlossene Schüler werden dieser Tage eine neue Ausgabe der „Kleinen Freiheit“ veröffentlichen - nicht in digitaler, sondern in gedruckter Form. Ganz rund lief es auch hier nicht. Man kennt das: Schülerzeitungen stehen und fallen mit den Machern. Immer wieder gerät das System ins Stocken, wenn tatkräftige Schüler sich verabschieden, ihren Abschluss in der Tasche haben. Ist dann kein Nachfolger in Sicht, wird’s eng. Das ist auch an Siegens ältestem Gymnasium nicht anders; dauerhaft indes riss der Faden nie ab. Vier Jahre sind nun aber doch vergangen, seitdem die letzte Print-Zeitung am GaL die Runde machte. Danach kam der Umstieg aufs Digitale, ein so richtig gezündet hat dieses Experiment nicht.
Auch in der Corona-Zeit, in der das Schulleben auf so manchen Firlefanz verzichten musste, gelang der Online-Version der „Kleinen Freiheit“ kein Durchbruch. Am GaL drohte, wie auch anderswo, das Zeitungssterben. Das sollte sich aber nicht sein, meinte Lea-Janina Bäumer. Die heutige Oberstufenschülerin gehörte zum Redaktionsteam der 2018 erschienenen letzten gedruckten Schülerzeitung am Löhrtor und blieb am Ende allein zurück. Vor mehr als einem Jahr ging sie gezielt auf die Suche nach Mitstreitern, die der „Kleinen Freiheit“ in einer AG wieder auf die Sprünge helfen wollten.
Gerade während der Pandemie sei es nicht leicht gewesen, in der Schule zu kommunizieren, erinnert sich Lukas Töpfer. Die Schülervertretung (SV) etwa sei für viele Schüler nicht präsent gewesen, als habe sie vor sich hin vegetiert, erinnert sich Layouterin Daria Gostev. Das gleiche Problem habe auch die Schülerzeitung gehabt, weiß Lea-Janina Bäumer, die nun die Chefredaktion übernommen hat. „Das war für die Schule nicht fördernd“, meint Daria.
Mit dem Neustart soll nun auch das Gemeinschaftsgefühl am Löhrtor wieder Auftrieb bekommen, der Austausch zwischen den Jahrgangsstufen soll verbessert werden. „Die Identifikation mit der Schule ist wichtig“, findet Kunstlehrerin und AG-Leiterin Monika Liesegang. Von der Motivation und Kreativität der Nachwuchsredaktion ist sie begeistert. 17 Schülerinnen und Schüler, darunter auch Siebt- bis Neuntklässler, haben am Comeback mitgewirkt. Am Samstag, passend zum Tag der offenen Tür, soll die „Kleine Freiheit“ in den Verkauf gehen. Alle drei Monate, so der Plan, soll sie künftig erscheinen.
Aber hat eine gedruckte Schülerzeitung überhaupt eine Chance im digitalen Zeitalter, in dem die „sozialen“ als Informationsquellen so manch etabliertem Medium den Rang ablaufen? Die Redaktion sieht es gelassen. Im Vorfeld zur anstehenden Veröffentlichung hat sie sich umgehört, hat Umfragen in den Klassen gemacht, ob die Schüler an einer solchen Zeitung Interesse hätten. „Viele sind bereit, sie zu kaufen,“ sagt Daria. „Wir möchten ein echtes Kommunikationsmedium für die Schüler werden”, zeigt sich Lukas ambitioniert. Unerreichbar sein dürften indes die großen Auflagen früherer „Schulnachrichten“, bei denen es schon einmal mehr als 1000 Exemplare gab.
Dass die Schülerzeitung „Kleine Freiheit“ heißt, haben sich die jetzigen Macher nicht selbst ausgedacht. Seit 1971 ist dieser Name im Umlauf, damals noch für vergleichsweise textlastige Hefte voll Schreibmaschinenschrift. Den wollten die Blattmacher nur zu gern beibehalten. Inhaltlich und gestalterisch aber sind die Sechzigerjahre nun weit weg. Daria legt bei ihrer Gestaltung Wert auf Farben und Optik. In den vergangenen mehr als zwölf Monaten, so lange schon laufen die Vorbereitungen für den Neustart, hat sie sich intensiv mit der Layout-Software auseinandergesetzt. In Zukunft, so sagt sie, werde sie noch mehr Bilder einbauen. Viele davon stammen aus der Feder von Luana Rexius, die für die künstlerischen Illustrationen verantwortlich zeichnet.
Inhaltlich plant die Redaktion Unterhaltsamem und Ernsthaftes, von Klimaanpassung über Mobbing bis hin zu Berichten aus der SV. Auch „alte Schätzchen“ sollen wieder ausgekramt werden. Hier setzt die „Kleine Freiheit“ auf ihre Geschichte: Ihr Archiv reicht viele Jahrzehnte weit zurück. Da dürfte einiges drin sein.
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GOSENBACH Der Volkstrauertag steht 2022 im Zeichen des Ukraine-Kriegs / Schüler formulieren ihre Ängste und Sorgen
Mit Pazifismus ist es nicht getan, bedauert Landrat Andreas Müller.
js ◼ „Unbegreiflich, wie Machthaber ihr eigenes Volk in den Krieg schicken konnten, um sich auf Leben und Tod zu bekämpfen.“ Oskar Uebach, Schüler des Gymnasiums am Löhrtor in Siegen, erinnert sich daran, wie er noch bis Februar dieses Jahres über das Thema Krieg gedacht hat - aus scheinbar sicherer Entfernung, zeitlich und geografisch. Der Moment, an dem die russischen Truppen jedoch in die Ukraine einmarschiert sind, sei ihm zunächst unwirklich erschienen. „Der Gedanke, dass es im 21. Jahrhundert ein Krieg in Europa gibt, ließ mich fassungslos und ungläubig zurück.“ Der Krieg, so musste er erkennen, ist nicht so fern wie bislang angenommen. „Muss ich die Zukunft fürchten?”, fragt sich Oskar. „Wir es je wieder Frieden geben?“ Eine Antwort wird er nicht bekommen an diesem Sonntagvormittag, an dem er und einige Mitschüler ihre Gedanken zum Volkstrauertag formulieren und noch weitere Fragen aufwerfen.
„Wir leben in unsicheren Zeiten”, bedauert auch Andreas Müller, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein und Kreisvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK), in seiner Ansprache an der Kreisehrengedenkstätte in Gosenbach. Dort findet alljährlich die zentrale Gedenkveranstaltung von Kreis und VdK statt, diesmal mit besonders aktuellen Bezügen. „Der Volkstrauertag 2022 findet ohne Zweifel im schwierigsten Umfeld seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt.“ Viele Gewissheiten seien ins Wanken geraten. „Vermeintlich fester Grund trägt nicht mehr“. Die Schritte, die wir gehen müssten, sollten sorgfältig abgewogen sein. „Doch was das Morgen bringen wird, weiß keiner von uns.” Am Ende gelte es ein Ziel weiter im Blick zu haben: „Frieden und Freiheit bewahren - nie wieder Krieg!“
Andreas Müller umreißt die Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine, die dem alljährlichen Gedenken des Volkstrauertags diesmal eine besonders aktuelle Bedeutung geben. „Es geht um eine Frage, die seit 1945 quasi Staatsdoktrin war: Deutschland hält sich aus bewaffneten Konflikten heraus.“ Wir lieferten keine Waffen, versuchten, neutral zu bleiben, um als ehrlicher Vermittler aufzutreten. „Über viele Jahrzehnte hat das gut funktioniert.“ Pazifismus sei unausgesprochen mehr oder weniger Konsens gewesen. „Das hat sich seit Februar grundlegend geändert.“ Aufrüstung, lange Zeit ein Tabu, scheine nun das Gebot der Stunde, so sagt Müller mit Blick auf Umfragen, die die Sorgen der Deutschen vor einer Ausweitung des Krieges offenbaren.
„Nie wieder Krieg“ - das sei die zentrale Lehre für die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs gewesen. Nie wieder Bombenterror, nie wieder millionenfaches Leid. „Doch heute merken wir: Das ist nicht so einfach.” Heraushalten aus dem Krieg, so Müller, das gehe nicht. „Es ist naiv anzunehmen, dass sich Probleme durch Nichtstun wie von Geisterhand von selbst lösen.“ Wer sich nicht die Hände schmutzig machen wolle und deshalb beispielsweise Waffenlieferungen an die Ukraine ablehne, müsse sich im Klaren sein, dass auch das Folgen haben werde, für die man verantwortlich sei. „Unterlassene Hilfeleistung kann zum Tode führen”, warnt Müller. „Die historische Verantwortung Deutschlands besteht auch darin, nie wieder gleichgültig gegenüber den Opfern von Krieg und Gewalt zu sein.“ Daher böten wir Menschen aus der Ukraine Schutz und Zuflucht, unterstützen das Land aber auch mit Waffen, „um die Menschen dort in ihrem Kampf für Freiheit, Würde, Demokratie und Unabhängigkeit zu unterstützen”.
„Gibt es überhaupt noch Frieden?“ Löhrtor-Gymnasiastin Franziska Kollmann wirft diese offene Frage auf in ihren Gedanken. Warum Menschenleben in sinnlosen kriegerischen Auseinandersetzungen sterben mussten und müssen, früher ebenso wie heute - das habe sie nie begreifen können. „Ich ertappe mich oft dabei, die zahlreichen Probleme dieser Welt zu ignorieren.“ Das helfe, besser schlafen, sich in der Schule besser konzentrieren zu können. Sie habe aber das Gefühl, dass Kriege, Konflikte und Menschenrechtsverletzungen zur Routine würden in unserer Welt. „Ich habe Angst, dass wir anscheinend zu wenig aus der Geschichte gelernt haben.“
Aus gemeinsamer Trauer Kraft zu schöpfen, um aufzustehen gegen Krieg, Gewalt und Zerstörung - dazu rief ihre Mitschülerin Greta Paulsen auf. „Ja, es gibt Frieden.“ Er sei da, wo Gewalt und Krieg fern seien, so sich Menschen dazu entschieden, aufeinander zuzugehen und den Wert des anderen anzuerkennen, sich trauten, ihre Differenzen in den Hintergrund zu stellen. „Somit beginnt der Frieden bei jedem Einzelnen, ganz persönlich.“
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Zukunftstag für Beruf und Bildung am Löhrtor-Gymnasium
kay Siegen. Was mache ich nach der Schule? In welche Richtung soll meine berufliche Zukunft gehen? Mögliche Antworten auf diese und weitere Fragen bekamen jetzt die Schüler der Jahrgänge 8 bis Q2 des Gymnasiums am Löhrtor. Die Schule führte den zweiten Zukunftstag Beruf und Bildung durch. In Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation eds Siegen gGmbH unter der Leitung von Johannes Schustereder wurden Unternehmen und Einrichtungen aus der Region gewonnen, die sich an diesem Tag in einem eigens dafür aufgebauten Zelt auf dem Schulgelände präsentierten.
„Wir haben immer wieder das Bedürfnis, unsere Schule zu öffnen. Wir bilden unsere Schüler eher theoretisch aus, bevor wir sie zum Abitur führen. Der Tag heute ist eine gute Chance, um Schüler mit den Unternehmen zusammenzubringen, Kontakte zu knüpfen und sich über Arbeits- und Berufsfelder auszutauschen“, so Schulleiter Dr. Reiner Berg zu den Beweggründen für die Ausrichtung des Zukunftstages.
Die Schüler jedenfalls zeigten reges Interesse an den unterschiedlichen Angeboten, die weit gestreut waren. In teils sehr intensiven Gesprächen und Beratungen wurden aufschlussreiche Gespräche geführt. Ein positives Fazit zog zum Beispiel Elftklässlerin Daria Gostev: „Ich weiß ehrlich gesagt derzeit noch nicht so genau, was ich nach der Schule machen soll. Ich möchte hier ein paar Eindrücke sammeln und gucken, was es so gibt. Es gibt hier einige, für mich wirklich interessante Sachen.“
„Unsere Schüler haben auch ein großes Interesse daran, und auch das Feedback der Unternehmen ist sehr positiv. Und tatsächlich gehen unsere Schüler auf die Unternehmen zu und machen zum Beispiel auch Praktika, woraus sich hinterher berufliche Perspektiven ergeben können. Das Studium ist das eine, aber manch einer entscheidet sich auch für eine Ausbildungsstelle und überlegt danach vielleicht noch, ob er studieren soll”, führte Dr. Berg weiter aus.
Da der steigende Fachkräftemangel häufig Thema ist, ist es umso wichtiger, dass Schule und Wirtschaft, Kooperationen entwickeln, die für beide Seiten gewinnbringende Synergien zur Folge haben.
„Eine Berufsausbildung kann tatsächlich auch dazu verhelfen, Leitplanken zu bekommen und zu wissen, welchen Weg man eigentlich gehen möchte. Es gibt Schüler, die das brauchen, die eine klare Orientierung benötigen. Das Ziel für uns als Schule ist immer, den Schülern eine tragfähige Zukunft vorzubereiten, und deswegen haben wir dieses Angebot des Zukunftstages auf den Weg gebracht”, so der Schulleiter abschließend.